Fischerboote fahren auf der Nordsee. © picture alliance/dpa | Frank Molter Foto: Frank Molter

EU-Fangquoten für Nordsee: Weniger Hering, mehr Scholle

Stand: 11.12.2024 12:00 Uhr

Die Nordsee-Fischer müssen sich für das Jahr 2025 auf geänderte Fangmengen einstellen. Die Fischerei-Ministerinnen und -Minister der EU haben sich in der Nacht zum Mittwoch in Brüssel auf neue Quoten geeinigt. Umweltschützer kritisieren die Vorgaben.

Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen demnach im kommenden Jahr weniger Hering aus dem Meer ziehen. Gemessen an der jährlichen Fangmenge in Tonnen macht der Hering den größten Anteil an der europäischen Nordsee-Fischerei aus. Für 2025 sinkt die erlaubte Fangmenge für deutsche Fischer nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums um gut ein Viertel.

Eine deutliche Senkung der erlaubten Fangmenge gibt es auch bei Makrelen in den westlichen Gewässern des Nordostatlantiks. Hier können deutsche Fischer im kommenden Jahr noch gut 9.600 Tonnen fischen. Das entspricht einem Minus von 32 Prozent im Vergleich zum Jahr 2024. Ein Plus von 11 Prozent gibt es hingegen bei Schollen und Seelachs in der Nordsee. Damit dürfen mehr als 6.000 Tonnen Scholle und 6.666 Tonnen Seelachs gefangen werden.

Sechsmonatige Schonzeit für den Aal

Für den seit Jahren gefährdeten Aal gilt zudem weiter eine Schonzeit von sechs Monaten im Jahr, in der die Tiere nicht gefischt werden dürfen. Hintergrund der ganzen Beschränkungen bei den Fangmengen ist, dass viele Bestände in europäischen Meeren in einem schlechten Zustand sind. Überfischung, Klimawandel und andere Faktoren setzen den Tieren zu. 

Reicht der Schutz für den Dorsch?

Für den Dorsch bleibt ein Fischerei-Verbot im Kattegat zwischen Dänemark und Schweden bestehen. In der restlichen Nordsee sinkt die erlaubte Fangmenge um rund 22 Prozent. Nach Einschätzung des Bundeslandwirtschaftsministeriums reicht das allerdings nicht aus, um den Dorsch zu schützen. "Der Wiederaufbau des südlichen Bestandes könnte hierdurch verzögert werden", kritisierte die zuständige Staatssekretärin Silvia Bender. Generell sagte sie zu der Einigung: "Die Verhandlungsergebnisse beruhen ganz überwiegend auf den wissenschaftlichen Empfehlungen. Die nachhaltige Bestandsbewirtschaftung in der Nordsee wird dadurch fortgesetzt."

Fischerei-Verband lobt "stabile Perspektiven"

Der Deutsche Fischerei-Verband begrüßte die Einigung der EU-Minister. "Es zeigt sich erneut, dass die nachhaltige Bewirtschaftung der letzten Jahre Früchte trägt", teilte der Verband mit und sprach von "stabilen Perspektiven für die deutsche Frischfisch-Fischerei".

Umweltschützer: Gefährliches Spiel mit bedrohten Arten

Umweltverbände schätzen die vereinbarten Fangmengen hingegen als zu hoch ein. "Die meisten der beschlossenen Fangquoten gehen auf das Maximum, das die Wissenschaft empfohlen hatte", erklärte die Fischerei-Expertin beim BUND, Valeska Diemel - mit Blick auf die Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES). Sie warf den Fischerei-Ministern ein "gefährliches Spiel" mit bedrohten Arten vor.

Greenpeace: Überfischung geht nahezu ungebremst weiter

Ähnlich sieht Greenpeace die neuen EU-Fangquoten. "Die Überfischung in der Nordsee geht auch 2025 nahezu ungebremst weiter", sagt Franziska Saalmann von Greenpeace. Die geringeren Fangmengen beim Dorsch reichten nicht aus, um den Bestand zu schützen. Fischerei-Minister Cem Özdemir (Grüne) habe die Chance für eine Kursänderung verstreichen lassen, so Saalmann.

Absprachen mit Großbritannien und Norwegen

Die EU-Kommission erarbeitet jedes Jahr auf Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen Fangmengen, die so angelegt sein sollen, dass die Bestände nicht unter zu großen Druck geraten. Das letzte Wort haben aber die EU-Fischerei-Minister, wenn es um Bestände geht, die nur von EU-Staaten befischt werden. Die Fangmengen in anderen Meeresgebieten müssen mit Drittländern wie Großbritannien und Norwegen ausgehandelt werden. Insbesondere beim Hering und bei der Makrele werfen mehrere EU-Staaten den beiden Nachbarn Überfischung vor.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 11.12.2024 | 11:45 Uhr

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